Termin: | Mittwoch, 11.10.2023 |
Fachtag : | 10.00 Uhr bis 15.30 Uhr (ohne Kinderbetreuung) |
Veranstaltungsort: | Stuttgart |
Säuglinge und Kleinkinder sind von Geburt an existentiell auf stabile, verlässliche, verfügbare und fürsorgliche Bezugspersonen angewiesen. Das junge Kind entdeckt die Welt und entwickelt sein Selbst in Abhängigkeit von den Erfahrungen mit seinen primären Bezugspersonen. Die in der frühen Kindheit verinnerlichte Erfahrung einer organisierten, sicheren oder unsicheren Bindung ist für die gesunde Persönlichkeitsentwicklung von weitreichender Bedeutung.
Die frühen Erfahrungen von Pflege- und Adoptivkindern sind hingegen meist geprägt von Vernachlässigung, Misshandlung, fehlender Fürsorge, traumatisierenden Erfahrungen und den daraus resultierenden schwerwiegenden Beziehungsbelastungen. Wie wir aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen, sind diese Erfahrungen häufig mit der Desorganisation ihres Bindungsverhaltens verbunden, teilweise auch mit der Entwicklung einer Bindungsstörung. In derartigen Konstellationen entwickeln Kinder vielfach tiefgreifende Ängste, die zu Verhaltensauffälligkeiten wie lügen, stehlen, Aggressivität, Lernschwierigkeiten etc. führen können.
Der Fachtag wird in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg durchgeführt und finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat.
Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Kinder ist es elementar wichtig, dass sowohl Pflege- und Adoptiveltern als auch Fachkräfte der Jugenhilfe deren besondere Bindungs- und Beziehungsbedürfnisse erkennen, verstehen und angemessen beantworten. Das erfordert von Pflege- und Adoptiveltern u.a. eine langfristige, vertrauensvolle Beziehungsgestaltung sowie die Bereitschaft, Kindern ein Bindungsangebot zu machen und ihnen neue und korrigierende Bindungs- und Beziehungserfahrungen zu ermöglichen. Die Fachkräfte der Jugendhilfe sind gefordert, eine an de kindlichen Bedürfnissen ausgerichtete Hilfeplanung, bei der die Beziehungsgeschichte des Kindes in den Mittelpunkt des Hilfeplanverfahrens gestellt wird, zu gestalten.
Auf der Basis von bindungstheoretischen, psychotraumatologischen und traumapädagogischen Erkenntnissen sowie reflektierter Praxiserfahrung sollen beim Fachtag folgende Fragen aufgegriffen und diskutiert werden:
Der Fachtag wendet sich an Pflege- und Adoptiveltern, Fachkräfte der Jugendhilfe, Familienrichter*innen, Verfahrensbeistände sowie Vormünder und bietet Gelegenheit zum interdisziplinären Austausch.
Grusswort
Ulrich Schmolz
Referatsleiter Kinder, Schutzkonzepte
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg
Einführung ins Themenfeld:
Dr. Ulrike Bischof, ABPA
Sabine Brunner, Marie-Meierhofer Institut für das Kind (MMI), Zürich
Dr. Marc Schmid, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Klinik für Kinder und Jugendliche (UPKKJ)
Sigrid Mosé, Pflegekinderfachdienst, Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim
Moderation: Claudia Kobus
Einzelpersonen: 65 Euro I Paare: 120 Euro
Einzelpersonen: 40 Euro I Paare: 70 Euro